„Gottes starkes Team“

2500 Gläubige pilgern zur Großen Wallfahrt auf den Höherberg.

Den zweiten Sonntag im Juli haben sich viele Eichsfelder dick im Kalender markiert, denn er ist für die Große Wallfahrt auf den Höherberg vorgemerkt. So strömten auch in diesem Jahr circa 2500 Gläubige motorisiert oder zu Fuß auf die idyllisch gelegene Anhöhe, um gemeinsam die festliche Messe vor dem Freialtar zu feiern.

 

 

Vor fast genau 160 Jahren wurde im Juni 1856 die Wallfahrtskapelle zu den Vierzehn Heiligen Nothelfern vom damaligen Hildesheimer Bischof Eduard Jakob Wedekin geweiht. Aus diesem Anlass hatte Pfarrer Matthias Kaminski einen besonderen Gast eingeladen, den Franziskanerpater Heribert Arens, Guardian und Wallfahrtsleiter von Vierzehnheiligen in Oberfranken. In seiner Predigt beschrieb er, was die 14 Heiligen für uns bedeuten können: „Sie bezeugen uns die Wichtigkeit des Glaubens an den einen Gott. 13 haben ihr Leben als Märtyrer geopfert, der Heilige Aegidius ist als Einsiedler in die Stille gegangen.“

Die Nothelfer seien Glaubenszeugen und zeigten, wie der Gottesglaube das Leben inspiriert. „Als Helfer in der Not können wir ihnen unser Herz ausschütten, sie verändern uns und wir damit unsere Situation“. Sie seien „Gottes geöffnete Ohren und Herzen“. Auch wir könnten Nothelfer sein, uns füreinander öffnen, so dass wir das Leid in unserer Umgebung wahrnehmen und zum Beispiel Flüchtlingen in ihrer Ausnahmesituation beistehen. „Die vierzehn Heiligen sind für mich Gottes starkes Team“, führte Arens aus. „Es wäre schön, wenn man sagen könnte, die Kirche im Eichsfeld, in Oberfranken oder in Deutschland ist Gottes starkes Team.“

Die Pilger genossen die Glaubensgemeinschaft auf dem Berg, die meisten kennen sich aus den Gemeinden der Region und kommen schon viele Jahre immer wieder gern hierher. Auch die Verbindung zum fränkischen Vierzehnheiligen ist lebendig, allein im letzten Juni waren dort 1200 Eichsfelder Pilger vertreten, darunter auch die Kolping-Radfahrer, die wieder eine geweihte Kerze aus der Basilika mitgebracht hatten.

Neben den erfahrenen Pilgern gibt es auch Neulinge: Elsa Reuber aus Rosdorf bei Göttingen kannte die Höherberg-Wallfahrt noch nicht und war zum ersten Mal dabei: „Eine ganz andere Sonntagsmesse, als ich sie kenne. So offen und sehr emotional.“ Die wunderschöne Umgebung in der Natur hat es ihr angetan: „Direkt neben dem Freialtar steht ein alter Baum, wenn der von den letzten 160 Jahren erzählen könnte.“ Sie spüre die Kraft dieses Ortes.

Auch für Pater Heribert war es der erste Besuch: „Ein faszinierender Ort mit Weitblick. Ich staune, dass ich ihn noch nicht besucht hatte. Das wirkt hier in der Natur wie eine Schöpfungsinsel“, sagte er nach dem Gottesdienst. Er war vor seiner Zeit in Vierzehnheiligen fast 10 Jahre Guardian auf dem nahe gelegenen Hülfensberg gewesen. Besonders aufgefallen sind ihm während seiner Predigt die sehr aufmerksamen Zuhörer und der kräftige Gesang.

Susanne Fricke